Haar für Haar

Ich war mal ein fescher junger Mann, ja wirklich. Groß, kastanienbraune Haare, sportlich, eher so der Latino Typ. Oder auch Fußballer – Ivica Vastic, mit dem wurde ich hin und wieder verwechselt.
Die Haare trug ich meistens halb lang, dann fiel mir ganz natürlich so eine D´Artagnang Musketier Locke in die Stirn. Sah nett aus, unterstrich meine lockere Art. Ich war nicht besonders eitel und maß meinen Haaren keine besondere Bedeutung zu. Alle paar Monate zum Frisör, das wars schon.
Und dort spitzte ich mit 27 Jahren die Ohren, als die Frisörin andeutete, dass sich da schon etwas lichtete, wo sich normalerweise meine Wirbel gegen die Schere sträubten. Ich dachte mir aber nicht viel dabei, war ja noch genug da.
Ich ging nach Berlin, studierte Schauspiel und arbeitete in Szene Treffs. Berlin ist arm aber sexy, heißt es. Ich war das auch, sparte mir den Frisör und trug die Haare länger und zerzaust, wie das dort so üblich war. In Berlin gabs Glatzen oder Wuschelköpfe, so kam mir das vor.