Liebes Gayboy-Tagebuch,

Der gestrige 8.Tag wäre für mich ein typischer „Zum Entfernen“ Tag.

Der Vormittag verlief noch sehr entspannt. Ich bin für eine gute Freundin, die, da sie im Urlaub war, leider in Heimquarantäne ist, einkaufen gegangen. So war ich draußen, habe mich bewegt und hab meine Freundin sehen dürfen (Mit Mindestabstand und Schutzmasken).

Als ich dann zu Hause war, habe ich eine Mail gelesen, die ich zwar schon kommen gesehen habe, jedoch in der Realität hat es mich sehr getroffen. Die Vienna Pride hat verkündet, dass die Veranstaltungen rund um die Pride in diesem Jahr nicht stattfinden wird. Zusammen mit mehr als 120 anderen Pride Organisationen wurde dies in den letzten Tagen beschlossen.

Es ist für mich zwar logisch und klar gewesen, dass eines der größten Festivals in Wien nicht stattfinden wird. Aber es war für mich ein bitterer Schlag in den Magen. Ich finde es sehr vorbildlich, dass diese Entscheidung getroffen wurde. Somit zeigen sie, dass wir trotzdem unseren Stolz haben und auf unsere Mitmenschen schauen. Und das ist, was gerade das Wichtigste ist. Auf uns gegenseitig schauen und nicht, wie in Barcelona (hab ich gestern gelesen) Sexpartys veranstaltet werden.

Nach diesem Schock habe ich eine Backmischung aus meinem Kasten geholt, die gefühlt schon zwei Jahre als Geschenk aus Amerika drinnen liegt und habe einen Kuchen gebacken. Ich backe sonst nicht, aber ich musste einfach etwas tun um mich abzulenken.

Nicht mal eine Nachricht vom geilen Nachbar hat mich gestern froh stimmen können. Und als meine beste Freundin meinte, dass ich doch nicht meine Gefühle im Kuchen verbergen soll, sondern lieber etwas Gscheites essen, hat sie mir doch tatsächlich Essen bestellt.

Mit einem Schnitzel im Bauch habe ich mich dann noch auf mein Sofa gelegt und bin relativ früh schlafen gegangen.

Zum Glück scheint heute die Sonne, so kann ich mich immerhin auf den Balkon setzen ?

Küsschen aus dem Wohnzimmer

Bernhard