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Coronavirus-Tagebuch - Tag 5

2020-03-21|12:25 · von bernhardl @ gayboy.at

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(c) Julia Fuchs

Liebes Gayboy-Tagebuch,

 

Der gestrige 5. Tag war sehr aufregend, emotional und spannend für mich.

 

Angefangen habe ich wie immer mit meinem Morgenkaffee gestern am Balkon, da das Wetter ja wieder sehr schön war.

 

Bis Nachmittag verlief es sehr entspannt. Home-Office, Kuscheln mit meinen 2 Katzen, Essen. Die üblichen Dinge, für die man wenig Zeit hat wenn man Termine hat. Und ich muss sagen, dass ich mich tatsächlich etwas entschleunigt habe. Ich schätze die Zeit in meiner Wohnung, in der eigentlich sehr selten war, weil ich ständig unterwegs bin. Das ist zwar auch schön, aber gestern hatte ich das erste Mal ein angenehmes Gefühl zu Hause zu sein.

 

Da ich (Candy Licious) gestern Abend einen Livepodcast über Facebook gestartet hatte, musste ich dann um 17:00 auch schon mit meinem Make-Up anfangen. Kurz davor kam aber noch ein Nachbar vorbei der mir was gebracht hat. Als ich die Tür aufgemacht hab, lag ein Zettel vor der Türe. Auf dem Zettel stand eine Bitte meiner 80-jährigen Nachbarin: „Ich habe im Lift gesehen, dass Sie Ihre Hilfe anbieten und da ich zur Risikogruppe gehöre, wäre es sehr nett, wenn Sie mir bei Besorgungen helfen könnten.“ Ich habe sie natürlich angerufen und gesagt, dass ich ihr gerne helfe. Schon am Telefon hat sie sich sehr oft bedankt dafür und meinte, dass sie das wirklich schätzt.

 

Um 20:00 begann dann der Live-Podcast. Trotz einigen technischen Schwierigkeiten am Anfang (und währenddessen) hatten wir bis 21:30 immer so bis zu 24 Live-Zuseher. Jess, die Frau meiner besten Freundin Lynda, hat live gesungen. Lynda hat ihre Schmuckkollektion hergezeigt und ich habe – so wie es sich für eine Dragqueen gehört – alles kommentiert. und sogar ein Live-Kondomtraining am Handschuh gezeigt, damit alle den Unterschied zwischen Gleitgel und Desinfektionsmittel gesehen haben.

Ein spaßiger Freitagabend eben ?.

 

Normalerweise gehe ich FreitagS schon gern auf diverse Clubbings. Und deshalb war es eher ungewohnt, dass ich mich um 22:00 Uhr schon wieder abgeschminkt hab. Eine weitere Neuheit war: zum ersten Mal habe ich mich geschminkt nur um zu Hause zu sein und dabei musste ich nicht mal die High-Heels anziehen. Praktisch eigentlich.

 

Nachdem es während dem Podcast mal an der Türe geläutet hat, hab ich dann mal nachgeschaut. Meine Nachbarin hat mir dann noch ein Kuvert mit einer Einkaufsliste vor die Türe gelegt und sich noch mal in einem Schreiben bedankt.

 

Das einzige negative am gestrigen Tag war, dass der Mann, für den ich Gefühle habe, mir gestern gesagt hat, dass es nie was wird zwischen uns und schon gar nicht jetzt – und das in einem sehr schroffen Ton. Naja, wie wir ja wissen, ist die derzeitige Zeit prägend: Entweder Menschen bleiben trotz Quarantäne an deiner Seite oder nicht. Er eben nicht.

 

Ich freue mich schon auf den heutigen Tag, da ich für meine Nachbarin einkaufen gehen werde. Und es ist Samstag :).

 

Bis morgen liebes Tagebuch. Bis morgen liebe Leser

 

Küsschen aus dem Wohnzimmer.

 

Bernhard

 

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