gayboy.at

Infopool

Queen of Drags - Recap Finale

2019-12-20|11:07 · von Rene K.

Bild
@ProSieben/Screenshot

Ich war letzte Woche krank und konnte daher keinen Recap schreiben, was sich im Nachhinein als Segen herausgestellt hat: Hätte ich die Shitshow, die die Folge 5 war, live gesehen, hätte ich mir vermutlich mit den frustierten Kopfschlägen gegen die Wand schwere Verletzungen zugezogen. Um es kurz zu machen, Catherrine und Bambi sind raus. Finalistinnen sind Yonce, Aria und Vava. Yay!

 

Und so fängt die letzte Show an, in der auch die ausgeschiedenen Queens zurückkehren, um in einer Gruppennummer die Finalistinnen zu unterstützen. Es gibt das Fotoshooting für die Cosmo, ein "Interview" mit den Finalistinnen, yadayada. Viel Füller also. Zu diesem Zeitpunkt ist die Sendung bereits zu lang, die Siegerin steht bereits fest und als Zuseher fragt man sich, warum man sich überhaupt für irgendwas an der Sendung interessieren soll. Eine Competition Reality Show lebt von hohen Einsätzen und Emotionen, in denen sich das Publikum mitgerissen fühlt. Nach der Liebesparade für Yonce in den letzten Wochen war jedoch kaum zu erwarten, dass die Jury hier noch etwas differenzierter an die Bewertungen geht. Und war dann auch so.

 

Alle 3 Queens waren stark in ihrer finalen Performance. Vava überzeugte mit tiefen Emotionen in ihrer Interpretation von Adam Lamberts Underneath, Yonce performt natürlich zu Beyonce. Sie ist sehr gut, aber wieder einmal: Gleiches Make-Up, gleiche Haare, Tänzer. Während die anderen Queens sich auf der Bühne selbst behaupten, umgibt sich Yonce mit Hilfsmitteln. Und das ist nichts schlechtes, aber nach 6 Folgen wäre es mal interessant gewesen, was anderes von ihr zu sehen. Es war gut, aber ich war gelangweilt.

 

Aria wiederrum überrascht mit einer energiegeladenen Performance zu Christina Aguileras Candyman. Sowohl Vava als auch Aria zeigen andere Seiten, haben jede Woche aufs neue überrascht. Wie auch viele ausgeschiedene Queens, die auch Risiken eingegangen sind. Aber die Sendung hat kein Interesse an Innovation oder Kreativität, es geht um die Oberfläche nicht um Inhalt. Und natürlich gewinnt dehalb Yonce Banks und ihr Medium Tuck die Krone.

2

2019-12-20|11:20 · von Rene K.

Finale Gedanken:


Während meiner Grippe bin ich im Bett gelegen und habe, da ich nichts besseres zu tun hatte, etliche alte Staffeln von Drag Race nebenbei laufen lassen. RuPauls Drag Race ist eine Sendung von queeren Menschen, über queere Menschen für queere Menschen. Und auch wenn sich vielleicht niemand mehr erinnert, aber als Drag Race vor 10 Jahren gestartet ist, war die Produktion so billig und der Erfolg der Sendung so ungewiss, dass die Show einen Filter darüber gelegt hat, der aussieht als ob jemand Vaseline über den Bildschirm geschmiert hat, um die billigen Kulissen zu verstecken.



Der Erfolg von Drag Race ist langsam gekommen, die Show hat sich Zeit gelassen ein Publikum auf zu bauen. Und die Qualität der Queens, der Perfomances und des Formats, dass mit Liebe und Ironie an Drag rangeht, hat der Sendung zu einem Sprung in den Mainstream geholfen.



Und das ist wo Queen of Drags falsch läuft. Die Show will den Erfolg von Drag Race wiederholen, ohne die Arbeit zu leisten. Die Sendung versucht den schizophrenen Spagat einer queeren Sendung von heterosexuellen Machern für ein heterogenes Mainstream Publikum. Daher fehlt der Sendung eine Richtung. Es fehlt Witz und selbst-referenzierende Ironie. Mit anderen Worten, es fehlt was eine Drag Queen ausmacht.



Und es fehlt vor allem ein historischer Kontext von Drag. Z.B. auf das queere Berlin der 20er Jahre, die Tradition von Drag Stars wie Olivia Jones und Mary & Gordy, den queeren 70er Jahren mit Klaus Nomi und David Bowie (der eine Zeitlang in Deutschland gelebt hat), aber auch der kulturellen Aneignung von queerer Kultur im Mainstream (z.b. Charlies Tante). Es gäbe viel, mit dem man die Sendung hätte füllen können, dass einen spezifisch deutschen/deutschsprachigen Bezug hat.



Die Sendung hat jedoch im Endeffekt kein Interesse daran, der queeren Subkultur von Drag eine Plattform zu bieten. Vielmehr will sie auf den bestehenden Erfolg von Drag Race aufspringen, ohne die gleiche Vorarbeit zu leisten. Dass das nicht funktioniert, zeigen die Quoten; Wenn auch kein totaler Flop, ist Queen of Drags kein großer Erfolg.



Angeblich folgt 2020 eine weitere Staffel. Ich vermute, dass LGBTQ+ Menschen weiterhin einschalten werden. Wir sind kulturell so unterrepräsentiert, dass jede noch so schlechte und plump gemachte Show, die einen LGBTQ Menschen beinhaltet, gierig konsumiert wird. Schade nur, dass dies eine Sendung ist, die nicht wirklich die Kunstform Drag in ihren verschiedenen Formen und Interpretationen zeigen will, sondern nur ein billiger Abklatsch ist und potentielle Geldmache im Auge hat.



Note: 5

1


gayboyPlus<

Status

  • User online: 835
  • angemeldet: 389
  • User gesamt: 75.763
© 1998-2024 gayboy.at | powered by ip::systems | Impressum | Mediadaten