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Pride Month – Coming Out

2019-06-02|10:14 · von Rene K.

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ReneK, ca. 2000/2001

Zum Pride Month positive Geschichten zum Stolz sein. Unser Redakteur ReneK erzählt von seinem Coming Out und seinem ersten Mal.


Stell Dir vor, Wien 2000. Ich war mit 19 Jahren in einer Sackgasse gelandet. Ich hatte maturiert und zu studieren begonnen, aber festgestellt, dass das Studium nichts für mich war. Ich war arbeitslos und wusste nicht was ich machen wollte. Die Gewissheit, dass ich schwul bin nahm immer mehr zu, aber in den Kinderschuhen des Internets war es schwer jemanden zu treffen oder sich auszutauschen. Meinen ersten Internetanschluss hatte ich erst 6 Monate nach meinem Outing.

Meine beste Freundin, nennen wir sie K, war ebenfalls in einer Krise, sie musste die Matura wiederholen. Gemeinsam zogen wir nun jeden Freitag und Samstag durch die Stadt und tranken unsere Probleme weg. Ich kenne K und ihre Eltern seit Kindertagen und übernachtete dann bei ihr. Tagsüber sahen wir fern und machten uns Abends zum weggehen fertig.
Verkatert kam ich am Sonntag nach Hause, nur um die graue Masse an Wochentagen vor mir zu haben. Diese irgendwie zu überstehen und dann ab Freitagabend wieder trinken und tanzen war das Ziel.

An einem dieser Abende, es war Samstag, war ich bereits leicht betrunken. Es war gegen 2 Uhr früh, die Bar bald schließen. Plötzlich stand einer der Kellner vor mir und lächelte mich strahlend an. Er fragte mich, ob ich einen Lollipop kaufen wollte, eine Masche um mit mir ins Gespräch zu kommen.

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2019-06-02|10:28 · von Rene K.

Wir fingen an zu flirten und schnell war ich Hals über Kopf verliebt. K wollte nach Hause gehen, ich nicht. Ich hatte einen Schlüssel zu ihrer Wohnung, also fuhr sie alleine los. Wir flirteten weiter und rasch war klar, dass ich mit ihm, Markus, mitgehen würde. Nach seiner Schicht fuhr er mich kurz zu K’s Wohnung, ich holte meine Sachen, und fuhr mit ihm nach Hause.

 

Heute, fast 20 Jahre später, kann ich über diese Risikobereitschaft nur den Kopf schütteln – was alles hätte passieren können. Aber ich war so bereit endlich Sex und Nähe zu spüren, ich dachte nicht mehr. Und hatte Glück. Markus war zärtlich und einfühlsam, und mein erstes Mal war großartig. Ich hatte, nach schwierigen Teenager Jahren, endlich das Gefühl mich wieder zu spüren.

 

Gegen Mittag brachte er mich nach Hause. Als ich die Wohnung betrat, saßen meine Eltern und meine Schwester im Wohnzimmer auf der Couch. Sie dachten, dass ich von K komme. Ich war so glücklich, verliebt und befriedigt, dass ich rausplatzte: „Ich hab jemanden kennengelernt. Es ist ein Mann. Ich hab die Nacht bei ihm verbracht.“

 

In der folgenden Stille hörte man nur ein „Cool!“ meiner Schwester. Meine Eltern, wie sich in den folgenden Monaten herausstellen sollte, waren die einzigen, denen nicht gedämmert hatte, dass ich vielleicht schwul sein könnte. Sie kämpften daher auch als einzige ein mit dem Gedanken. Mir war es egal, denn ich war auf Wolke Sieben. Das erste Mal verliebt. Mit einigen Ausnahmen  outete ich mich bei jedem. Die Erleichterung, endlich der zu sein der man ist, und es offen sagen zu können war groß. Und ich wollte das mit jedem teilen.

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2019-06-02|10:28 · von Rene K.

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