gayboy.at

Infopool

IQMF - 7.-14. November in Wien

2014-10-23|11:21 · von Redaktion

Bild

2014 veranstaltet der Verein MiGaY zum bereits dritten Mal in Folge die Internationalen queeren migrantischen Filmtage in Wien. Diese Veranstaltung ist mit ihrem Schwerpunkt - mit Filmen von, mit und über lesbische, schwule, bisexuelle und trans* Migrant_innen – einzigartig in Europa.

Im Verein MiGaY bekommt mensch oft die Frage gestellt, wieso es überhaupt eine Veranstaltung zu diesem Thema braucht, ist die Antwort relativ einfach: LGBT-Migrant_innen müssen oft mit einer doppelten Diskriminierung kämpfen; einerseits weil in vielen Migrationskulturen homo- und transphobe Vorurteile gelebt werden, andererseits weil Rassismus und Fremdenfeindlichkeit keine exklusiv heterosexuellen Phänomene sind. Heuer ist die Veranstaltung größer und internationaler denn je: an insgesamt 8 Tagen werden 14 Filme mit 10 Österreich-Premieren angeboten. Und da der Verein MiGaY völlig ehrenamtlich und ohne Subventionen arbeitet ist es umso erfreulicher, dass dank Unterstützungen auch heuer wie in den letzten beiden Jahren alle Filme bei freiem Eintritt gezeigt werden können.

Diese Aufgabe hat sich MiGaY, eine Vernetzungs-, Informations- und Kulturplattform für queere Migrant_innen und ihre Freund_innen in Österreich die auch über die Grenzen des Landes hinweg tätig ist bereits bei seiner Gründung 2009 auf die Fahnen geschrieben. MiGaY steht nämlich für mehrfache Identitäten die bereichern, und nicht für exklusive Identitäten die ausgrenzen. Eine polnische Lesbe kann eben sowohl Polin als auch lesbisch sein; ein schwuler Türke ist eben nicht „entweder Türke oder schwul“. Dass dabei die „queere Mehrheitsgesellschaft“ auch nicht immer unterstützend agiert macht die Herausforderung für die betroffenen noch schwieriger. Dazu kommt, dass auch einige Leute die aus Ländern kommen wo ihre Sexualität unter Strafe steht, in Österreich Sicherheit gefunden haben, in diesem Bereich aber eindeutig Nachholbedarf besteht.

Die Sprache des Films eignet sich dabei hervorragend nicht nur um für mehr Sichtbarkeit zu sorgen, sondern auch um das Miteinander gezielt zu fördern und allen interessierten auch einen Blick über den Tellerrand zu ermöglichen. Genau deswegen wurden 2012 die internationalen queeren migrantischen Filmtage initiiert: als einzige Filmveranstaltung zum Thema Sexualität und Migration in Europa ziehen die Filmtage auch Gäste aus dem Ausland an. Heuer kommen sie aus Amsterdam, Barcelona, Berlin, Paris und sogar New York, um auch dadurch den Dialog zwischen den Filmemacher_innen und dem Publikum zu fördern. Was brachte sie dazu, dieses Thema im Film zu behandeln? Mit welchen Herausforderungen mussten sie kämpfen? Welcher persönliche Bezug steht dahinter?

Ein Höhepunkt der Filmtage heuer ist „Aleksandr‘s Price“ des in New York lebenden katalanischen Regisseurs Pau Masó, der auch ein besonderer Gast der Filmtage sein wird. Dabei geht es um einen jungen illegalen Einwanderer aus Russland der nach dem plötzlichen Selbstmord seiner Mutter erst zu einem Go-Go-Tänzer und dann zu einem Escort wird, und dadurch ein Spiel um seine wahre Identität entfacht. Von zahlreichen Medien als gelungener Film gepriesen ist „Aleksandr’s Price“ eine Geschichte, deren Züge man auch in der Wiener Szene widerfinden kann. In diesem rohen, dunklen Drama spielt der Regisseur auch die Titelrolle, und macht das mit sehr viel Emotion: am Ende wartet eine tiefe, bewegende Botschaft.

Es ist bei den Filmtagen bereits Tradition, Filme aus der Serie „Fucking Different“ des Berliner Produzenten Kristian Petersen zu zeigen, und auch heuer geht es weiter mit einer spannenden Österreich-Prämiere in Anwesenheit von Petersen selbst: „Fucking Different XXY“. Petersen, der ein alter Bekannter und Unterstützer der queeren migrantischen Filmtage ist, hat im sechsten Teil der Serie sieben transidente Filmemacher_innen aus aller Welt eingeladen, das Thema der Transsexualität mit einem queeren Blick zu bearbeiten. Dabei werden Stereotypen abgebaut, zum Thema „Normalität“, zum Thema „Anderssein“, zum Thema Diesseits und Jenseits der Gendergrenzen, ganz nach dem bekannten Motto, das auch zu den Filmtagen passt: break stereotypes, create confusion and celebrate diversity!

Heuer beschäftigen sich die Filmtage in besonderem Maße mit jenen Herausforderungen, mit denen die LGBT-Community im islamischen Kulturkreis kämpfen muss. Als besonderer Gast kommt heuer Chris Belloni aus den Niederlanden, der sich mit zwei Dokumentarfilmen zu diesem Thema einen Namen machen hat können. Beide diese Dokumentarfilme gibt es im Rahmen der Filmtage erstmalig in Österreich zu sehen: in „I Am Gay And Muslim“ lernen wir schwule Männer aus Marokko kennen, und entdecken ihre Welt zwischen ihrem Glauben und ihrer Sexualität, und folgen sie auf ihrem Weg der Entdeckung der eigenen Identitäten. Das ist ein Thema, dem einerseits mit vielen Vorurteilen entgegnet wird, andererseits die Stimme dieser Menschen kaum in den Medien – oder auch in der Politik – gehört wird. Wegen dem provokanten Thema wurde diese Arbeit nicht nur bereits mehrmals in vielen europäischen Ländern gezeigt, sondern wurde auch von Verboten betroffen – wie beispielsweise im mehrheitlich moslemischen Kirgisistan.

Von und mit Chris Belloni sehen wir auch „Turkish Boat“, einen Dokumentarfilm der den Versuch einer Gruppe aus der großen Türkei-stämmigen Community in Amsterdam beschreibt, erstmalig und selbstbewusst als queere Türken auf der Amsterdamer Pride-Parade aufzutreten. Dabei zeichnen sich die auch hierzulande nicht unbekannten Problemen: zwischen Neugier und Ablehnung, Unterstützung und aufrechter Abscheu reihen sich die Reaktionen, die aber die Gruppe nicht von ihrem Weg abbringen.

Um Begegnungen und Identitäten geht es auch im israelischen Drama „Lipstikka“, die geschichte zweier Frauen aus Ramallah die sich in London wiederfinden und ihren Weg zwischen Assimilation, Erinnerung und Zugehörigkeit finden müssen. Es ist ein Film darüber, wie aus einem Mädchen eine Frau wird, eine queere migrantische Utopie, aber auch eine universelle Liebesgeschichte – mit allen den Herausforderungen, die sich dabei finden. Auch dieser Film wird im Rahmen der Filmtage erstmalig in Österreich gezeigt.

Auch aus Israel kommt „Liebesbriefe eines Unbekannten“ (im Originaltitel „Shablulim baGeshem“, Schnecken im Regen), ein Film des Regisseurs Yariv Mozer – bekannt aus seinem Meisterwerk „Die unsichtbaren Männer“. Dabei geht es um einen jungen Mann in Israel, der zwischen seiner Tradition und seiner Herkunft, seinem Leben mit seiner Freundin, und seiner Sexualität geteilt lebt – und dann plötzlich Liebesbriefe eines unbekannten, männlichen Absenders zu bekommen beginnt. Es ist ein interessanter, zeit- und kulturübergreifender Blick auf das „ewige Thema“ Coming Out, mit einem besonders israelischen Flair.

Weitere Filme stehen neben all diesen Höhepunkten am Programm, welches in den kommenden Tagen auf der Festival-Homepage veröffentlicht wird.

Auch heuer werden die Filme in der angenehmen und entspannten Atmosphäre des legendären Wiener Schikaneder-Kinos gezeigt. Übrigens: die Eintrittskarten für alle Filme sind auch heuer selbstverständlich kostenlos und können bereits ab 27. Oktober 2014 unter www.iqmf.at reserviert werden.

2


gayboyPlus<

Status

  • User online: 792
  • angemeldet: 372
  • User gesamt: 75.772
© 1998-2024 gayboy.at | powered by ip::systems | Impressum | Mediadaten